Pressemitteilung & Newsletter 03/2025 erschienen am 17.10.2025
Die Kölner Woche Köln 1932. Die Stadt war zu dieser Zeit gefangen in einer wirtschaftlichen Depression, die eine Folge der 1929 in den USA ausgelösten Weltwirtschaftskrise war. Die Industrie, die Geschäftsleute, die Gastronomie mit den ehemals in den goldenen 1920er-Jahren brummenden Etablissements, die Bürgerinnen, die Bürger und die Kinder litten unter dem wirtschaftlichen Stillstand, der Arbeitslosigkeit und nicht zuletzt unter einer um sich greifenden Perspektivlosigkeit. Dem stemmte sich der Kölner Verkehrsverein entgegen. Er plante und realisierte eine damals beispiellose Großveranstaltung. Die "Kölner Woche". Der Verein brachte die Gewerbetreibenden, die Stadt Köln und sogar den Kölner Zoo an einen Tisch, um gemeinsam mit der Veranstaltung der Kölner Woche ein Zeichen gegen die Depression zu setzen und einen über Köln hinaus gehenden Impuls zur Überwindung des Stillstands zu geben. Vom 8. bis 14. Mai 1932 fanden eine Vielzahl von Veranstaltungen statt, deren Höhepunkt der Reklameumzug am 8. Mai war. Viele Firmen, Marken, Gastronomiebetriebe und der Kölner Zoo dekorierten Wagen, kostümierten fantasievolle Gruppen und zogen in diesem bis dahin in Köln beispiellosen Zug zum Teil durch aufwendig geschmückte Straßen. Dabei warfen viel Teilnehmer Werbeartikel in das begeisterte Publikum, das sich an den wegen der Wirtschaftskrise seit 1931 nicht mehr stattgefundenen Rosenmontagszug erinnert fühlte. Der Reklameumzug wurde ein voller Erfolg, über den die Tagespresse ausführlich berichtete. Darüber hinaus gab es einen die ganze Woche andauernden Schaufensterwettbewerb, bei dem die Kölner Geschäftsleute mit ihrer Schaufensterdekoration wetteiferten, viele Sonderangebote, erweiterte Geschäftszeiten, besondere Theatervorstellungen, verbilligte Hännescheneintrittspreise, ein Schützenvolksfest, eine Ausstellung und eine Stadtbeleuchtung am Abend, wie sie letztmalig zur Messe "Pressa" 1928 leuchtete. Die Bahnen der Stadt Köln boten zu der Veranstaltung erstmalig ein Tagesticket für 50 Pfennige an, mit dem man einen Tag durch die ganze Stadt fahren konnte. Das Experiment war so erfolgreich, dass das Tagesticket bis heute im Angebot der Kölner Verkehrsbetriebe zu finden ist. Alles in allem waren die Veranstalter der "Kölner Woche" mit dem Ergebnis zufrieden. Man fand sogar ein lobendes Echo für den Kölner Lebenswillen, der sich gegen die Krise stemmte, bis ins damalige politische Berlin. Die bereits frühzeitig begonnenen Planung für die "Kölner Woche" 1933 verliefen aber aufgrund der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in der Form wie 1932 im Sand. Oberbürgermeister Konrad Adenauer wurde abgesetzt und ab diesem Moment spielten erfolgreiche Aktionen in seiner Amtszeit keine Rolle mehr. Durch die kommenden folgenschweren Ereignisse wurde die "Kölner Woche" und der spektakuläre Reklameumzug schließlich vergessen. Jedoch konnten wir durch den Fund von Fotografien im Archiv Martin Junkersdorf, die den Reklameumzug zeigen, diese Geschichte nach über 90 Jahren nun erstmals wieder erzählen. Filmlink: https://youtu.be/0rICwMKzcJU
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Neues vom Archiv Martin Junkersdorf
Schenkung eines großen Bestands des Archivs an das NS-Dok Nachdem wir im Mai 2025 das Martin Junkersdorf Archiv von seinem Urenkel Dirk Schäfer als umfangreiche Schenkung erhielten, folgten Monate der Sichtung, Sortierung, ersten Digitalisierungen und vielen Facebookpostings. Gleichzeitig konnten wir eine große Menge an Material selektieren, das eine hohe Relevanz für das Kölner NS-Dokumentations- zentrum am Appellhofplatz (NS-Dok) hatte. Darunter befanden sich rund 100 Bücher, viele Zeitungen, Hefte, Plakate, Schaubilder im DIN A1-Format, ein offizieller Originaldiasatz zur Sippen- bzw. Rassenkunde aus dem Jahr 1935 und etwa 30 Aktenordner mit den unterschiedlichsten Unterlagen. Diese Unterlagen erwiesen sich bei genauerem Hinsehen als außergewöhnlich interessant. Hatten nach dem zweiten Weltkrieg die Stadt Köln und viele Kölnerinnen und Kölner Papiere, die sie hinsichtlich der kommenden Entnazifizierung belasten könnten, vernichtet, so ist das zu weiten Teilen im Fall des Martin Junkersdorf nicht passiert. Besonders interesant ist das, da er in der NS-Zeit u.a. Leiter des Schulungskreises für Rassen- und Stammeskunde bei der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und Mitarbeiter des Rassepolitischen Amtes bei der Gauleitung Köln- Aachen war. Es erschien uns wichtig, dass dieses Material in die Hände des NS- Dok übergehen sollte, da dort nicht nur die professionelle Erhaltung und dauernde Lagerung gewährleistet ist, sondern auch eine wissenschaftliche Auswertung erfolgt, die die neuen Erkenntnisse uns allen zugänglich macht. Nachdem wir das NS-Dok in dieser Sache kontaktiert hatten, vergingen nur wenige Tage, bis man dort die Relevanz der Unterlagen erkannte und die Schenkung komplett abgewickelt war. Doch zuerst musste der Staub der vielen Jahrzehnte zunächst grob entfernt werden, bevor man eine tiefere Betrachtung vornehmen konnte. Den Vorgang können Sie auf dem nebenstehenden Foto sehen. Danach entschloss man sich die gesamten Unterlagen in den Aktenordnern einer professionellen Reinigung zu unterziehen, die derzeit stattfindet. Nach deren Abschluss steht das gesamte Material in Archivkartons der wissenschaftliche Erschließung und der Nutzung durch alle Kölnerinnen und Kölner zur Verfügung. Das NS-Dok erhofft sich insbesondere Erkenntnisse darüber, wie die NS-Rassenlehre in der Kölner Bevölkerung und innerhalb der Stadt Köln verbreitet wurde. Die Zusammenarbeit mit dem NS-Dok verlief reibungslos und nachdem wir kürzlich im Rahmen einer privaten Führung hinter die Kulissen geblickt haben, sahen wir uns nochmals bestätigt, dass das abgegebene relevante Material aus dem Archiv Martin Junkersdorf beim NS-Dok in den besten Händen ist. Für alle, die zuhause auf dem Dachboden, oder im Keller Unterlagen haben, die für das Sammlungsprofil des NS-Dok relevant sind, mag unsere Erfahrung ein Ansporn sein, diese Unterlagen dem NS-Dok und damit der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Denn die Stadtgeschichte Kölns gehört uns allen und sollte, so weit sie erhalten ist, jederzeit für Jeden zugänglich sein. Wenn Sie passende Dinge haben sollten, und diese der Öffentlichkeit zugänglich machen möchten, wenden Sie sich an das NS-Dok, oder im Zweifel an uns. Wir beraten Sie gern und stellen ggf. den Kontakt zum passenden Archiv her. Die Kontaktinformationen finden Sie hier:
Foto: Wikipedia
Foto: Wikipedia
Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
Foto: Jacob Scheiner, Köln in der Vogelschau
Foto: Klaus Hausmann
Foto: pixabay.com
Vegetarimus in Köln  Wir lieben Fotos, die uns auf den zweiten Blick, neben dem was vordergründig zu sehen ist, auch noch eine zweite Geschichte erzählen, die uns etwas über Köln und die damalige Zeit verrät, was uns im Allgemeinen nicht präsent ist. Der Fotograf stand um 1911 in der Brückenstraße und blickte mit der Kamera vorbei am Hotel "Disch" auf St. Kolumba. Dabei fotografierte er auf der rechten Straßenseite im unteren Bereich des hervorstehenden Erkers ein Schild mit der Aufschrift "Vegetarisches Reform-Restaurant". Das ist überraschend. Wenn wir mit einer Reisegruppe das historische Köln um das Jahr 1911 besichtigen würden, wäre es zur Mittagszeit kein Problem, wenn einige Reisegruppenmitglieder Vegetarier wären. Sie würden hier in der Brückenstraße Nr. 12 passend bewirtet. Und nicht nur hier. Man könnte auch in das vegetarische Restaurant und Cafe "Aryana" am Hohenzollernring 29 (Quellennachweis für 1914), das alkoholfreie und vegetarische Restaurant am Cäcilienkloster 5 (Quellennachweis für 1907), das vegetarische Restaurant am Neumarkt 5 (Quellennachweis für 1912), das vegetarische Speiserestaurant und Cafe Am Hof 48 (Quellennachweis für 1908) oder das vegetarische Restaurant "Bomona" in der Breite Straße (Quellennachweis für 1928) gehen. Es gab in Köln in der Zeit von 1907 bis 1928 mindestens sechs vegetarische Restaurants, die wir nach nur kurzer Recherche nachweisen konnten. Erstaunlich. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts begannen Reformbewegungen in ganz unterschiedlicher Weise das Leben der Menschen mit neu gedachten Ansätzen zu verbessern. Sei es mit frischer Luft, FKK, Gymnastik, Tanz, Kunst, und auch mit der Ernährung. So gut wie alle uns heute bekannten Ernährungsdiversitäten bildeten sich damals heraus und wurden von den jeweiligen Bewegungen an die Frau, den Mann und das Kind gebracht. Vieles von dem was uns heute vorzugsweise in sozialen Medien als neue Erkenntnis und Heilsversprechen zumeist teuer und mit einem mehr oder minder großen Häubchen Esoterik verkauft wird, lässt sich bereits in der Literatur der Lebensreformbewegungen des 19. Jahrhunderts kostenlos nachlesen. So wundert es nicht, dass es in Köln zu dieser Zeit vegetarische Restaurants gab. Genauso wenig neu ist der Streit der jeweiligen Ernährungswissenschaftler, der selbsternannten Gelehrten und der ernährungsmissionarisch Berufenen über den wahren Weg der Ernährung. Viele Menschen der einen und anderen Seite wollten damals bereits die andere Seite meist penetrant belehren. So schrieb der Akademiker Dr. med. Norbert Grabowsky unter dem Titel "Die Widersinnigkeit und Schädlichkeit des Vegetarismus" im Jahr 1902 einen Leitfaden, um von der vegetarischen Reform hinweg zur wahren Menschheitsreform zu gelangen. Kapitel eins beginnt er mit den Sätzen: "Wenn ich in den nachfolgenden Blättern scharf gegen den Vegetarismus auftrete, so geschieht es, nicht um lediglich zu tadeln, sondern um zu bessern. Ich habe erkannt, wie wertlos der Vegetarismus ist, hinsichtlich der höchsten Ziele der Menschheit". Das klingt bis auf das elysische Pathos fast wie heutige "Argumente", die die eine und die andere Seite immer noch austauschen. Viele Kölnerinnen und Kölnern wissen schon seit sie die rheinisch philosophische Erkenntnis "Jede Jeck is anders" konstatiert haben, das jeder so ist, wie er ist und jeder so isst, wie er isst …
Der neue Film aus der Reihe „Kölner Bilder und welche Geschichten sie erzählen“ mit Gerd Krebber und Klaus Hausmann
Gerd Krebber Klaus Hausmann
Unkoloriertes Foto: Rheinisches Bldarchiv Köln, rba_061911, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05217017
Foto: Mia Berglund
Foto: NS-Dok
NS-Dok: https://museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/ Das Sammlungsprofil (PDF) des NS-Dok: https://museenkoeln.de/downloads/nsd2/NS-DOK_Sammlungsprofil_Stand_01.2025.pdf Kontakt zum NS-Dok: dokumentation.nsdok@stadt-koeln.de Kontakt zu „Das historische Köln“ und der WEGEN de LEUT media: email@wegen-de-leut.de, Fon: +49 221 4730868
Foto: Dirk Schäfer
Dachbodenlagerung bzw. Fundsituation eines Teils des Archivs von Martin Junkersdorf
Weitere Entwicklung des Archivs Martin Junkersdorf Vor Kurzem haben wir einen Bestand des Archivs Martin Junkersdorf dessen Inhalt teilweise bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht an das Historische Archiv der Stadt Köln im Rahmen einer Schenkung übergeben. Hierzu folgen weitere Informationen im kommenden Newsletter. Darüber hinaus haben wir Archivmaterial an das Historische Luftfahrtarchiv Köln von Werner Müller im Rahmen unserer bereits langjährigen Kooperation übergeben. Derzeit nehmen wir bei passenden Gelegenheiten Kontakt zu Hobbyhistorikerinnen und Historikern auf, für die geteiltes Archivmaterial aus unserem Bestand im Rahmen ihrer Projekte nützlich ist. Es gibt leider auch Geschichtsvereine und Historiker, die Schenkungsangebote unsererseits von im Rahmen der jeweiligen Profile relevantem und zweifellos seltenem Material nicht beantworten, oder ablehnen. Wer ist interessiert? Nach der Erschließung des Archivs Martin Junkersdorf ist ein Bestand zu unterschiedlichen Themenbereichen übrig geblieben, den wir mangels Nutzen keinem öffentlichen Archiv in Form einer Schenkung übertragen können und der auch für unser eigenes Archiv keinen Zweck erfüllt. Insbesondere da unsere langfristigen Lagermöglichkeiten gegenwärtig weitgehend erschöpft sind, bieten wir interessierten Followern die Übernahme des gesamten Bestands, oder bestimmter Themenbereiche an. Darunter befindet sich ein Teil mit antiquarischer Literatur zum Thema Architektur, der einige sehr seltene Publikationen aus der Zeit von 1880 bis etwa 1938 enthält. Sollte eine private Person, ein Architekturbüro, ein spezielles Museum, oder eine Fachbibliothek zum Thema Architektur Interesse an der Übernahmen haben, schicken wir gerne eine fotografisch dokumentierte komplette Liste der Bände und Zeitschriften. Die Übernahme kann dann gegen einen Obolus als Deckungsbeitrag unserer nicht unerheblichen Erschließungskosten des Archivs erfolgen. email@wegen-de-leut.de
Allgemeine Informationen
Erste Säuberung einiger Unterlagen durch Mitarbeiter*innen des NS-Dok
Foto mit Archivar Jens Löffler (2. v. links), Klaus Hausmann und Auszubildenden des NS-Dok
KölnerLeben Seit 2024 schreiben wir regelmäßig Artikel für die Zeitschrift „KölnerLeben“ der Stadt Köln. In zwei der vier Jahresaugaben und darüber hinaus in unregelmäßigen Abständen in den Onlineausgaben finden Sie seit 2024 Artikel zu Themen die „Das historische Köln“ betreffen. Die Zeitschrift ist für die Zielgruppe der Senioren definiert und ist viermal im Jahr kostenlos in Apotheken, Stadtteilzentren, Geschäften, den Ämtern der Stadt Köln und vielen Stellen erhältlich. Darüberhinaus gibt es auch eine Aboservice, der die Zeitschrift per Post zustellt. Unsere Artikel können Sie auch auf unserer Webseite des Projekts „Das historische Köln“ lesen. Das Magazin: https://www.koelnerleben-magazin.de/
Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen wir nach wie vor. Leider lassen sich viele Kandidatinnen und Kandidaten immer wieder von unserem recht breiten Arbeitsspektrum abschrecken. Jedoch erwartet niemand, dass man überall mitarbeiten kann und will. Jeder soll im Rahmen seiner Möglichkeiten tätig werden können, wenn sie oder er das möchte. Wir suchen derzeit Menschen, die alte Kölner Fotos verorten können und/oder die Spaß an wissenschaftlichen historischen Recherchen und deren Publikation haben. Im besten Fall ist in diesen Bereichen bereits eine gewisse Expertise vorhanden. Kontakt: email@wegen-de-leut.de
Gerd Krebber
Klaus Hausmann
Foto: Historisches Archiv der Stadt Köln
Eine Auswahl der an das Historische Archiv der Stadt Köln übergebenen Materialien
Foto: pixabay.com
Fotos: WEGEN de LEUT media, Klaus Hausmann